Filmreif sketchen auf dem Nordfriedhof

Moin liebe Leserinnen und Leser, in diesem Beitrag möchte ich euch von unserem Zeichnertreffen am 14.06.2020 auf dem Nordfriedhof in Kiel berichten. Ja diesmal konnten wir uns dann doch endlich dort treffen – und das obwohl gerade eine große Baustelle an einer Straßenkreuzung in der Nähe des Treffpunktes ist. Diese hatte jedoch keine weitere Bombe zutage gefördert.

Der Tag fing mit einem neblig trüben Himmel an und so machte ich gleich zu Beginn den Kardinalfehler und habe mich nicht mit Sonnencreme eingerieben. Bevor wir aufbrachen, hatten wir sogar noch ernsthaft überlegt, ob wir nicht lieber Jacken und einen Pullover anziehen sollten. Nach der kurzen Fahrradfahrt zu dem parkartigen Nordfriedhof mit seinen alten, schattigen Bäumen zogen wir die bis dahin angezogenen Jacken schnell wieder aus und verstauten sie in unseren Taschen. Obwohl wir uns nicht am Eingang treffen wollten, stolperten wir dort direkt über zwei Mitzeichner, die wir zu dem zentralen Platz auf dem Friedhof mitnahmen. Hier herrscht meist absolut kein Betrieb und wir konnten uns nach herzenslust auf der noch leicht feuchten Wiese verteilen. Heute verirrten sich allerdings zu Beginn nicht soviele Zeichner zu unserem Treffpunkt.

Der Nordfriedhof besteht im Kern aus einem großen Friedhof für die Gefallenen der Weltkriege. Da Kiel eine wichtige Marinestadt war, wurden hier Grabfelder und Denkmäler für Bootsbesatungen ganzer Schiffe angelegt. Es ist ein alter Friedhof mit einem alten Baumbestand, welcher in großen Teilen viel Schatten spendet. Das Spiel von Licht und Schatten auf den Gräbern und Denkmälern kann hier reizvolle Motive bieten.

Erste Morgenrunde am Treffpunkt

Als es Zeit war, einen Platz zum Zeichnen zu suchen, strebten Sonja und Ich direkt wieder den Haupteingang an. Dort liegt die Kapelle des Nordfriedhofes, welche zwar nicht übermäßig prächtig ist, Ich finde sie allerdings architektonisch reizvoller als die meisten Gräber oder Gedenksteine. Da ich fast jeden Tag auf meinem Weg an die Arbeit an ihr vorbei fahre, hatte ich mir schon länger einmal vorgenommen, sie zu zeichnen. Ich nahm dabei allerdings in Kauf, im prallen Gegenlicht der brennenden Sonne zu sitzen. Weil anfangs ein leichter Wind wehte, fiel mir dies nur leider nicht direkt auf.

Ich liebe ja die Herrausforderung und so setzte ich mich nicht zentral vor den Eingang sondern suchte mir eine seitliche Perspektive. Leider konnte ich keinen Platz mit mehr Abstand beziehen und so saß ich, für meinen Geschmack, leider etwas zu nah daran. Das hat immer wieder die Auswirkung auf meine Zeichnung, dass ich versuche, einen zu großen Bildausschnitt auf eine zu kleine Seite zu bekommen. Heute schrumpfte ich den seitlichen Anbau ein wenig zusammen. Derweilen trafen noch mehrere Mitzeichner ein, die ihre Runde zogen und sich auch einen Platz zum Zeichnen suchten.

Zwischenstand von meiner Zeichnung an der Kapelle

Was heute anders war: Melanie hatte ihre professionelle Kamera dabei. Sie hatte geplant, einen neuen Imagefilm für unsere Gruppe zu erstellen. Zuvor hatten wir im Blog auf einen Beitrag des NDR verweisen können, den dieser einmal mit Ulrike Plötz in Eutin zum Thema Urban Sketching aufgenommen hatte. Der Film wurde vor kurzem aus der Mediathek entfernt und wir brauchten einen neuen. Da Melanie gelernte Mediengestalterin für Bild & Ton ist, wollte sie das direkt einmal damit verbinden, an ihren Fähigkeiten zu pfeilen. Sie plante im Vorfeld ein Interview mit Monika Bittner, welches an diesem Tag auf dem Nordfriedhof stattfand. Statt also zu malen war sie heute, auch für weitere Schnittbilder, zwischen allen Sketchern auf dem Friedhof unterwegs. Das Ergebnis könnt ihr weiter unten im Beitrag sehen.

Melanie beim Filmen

Dadurch, dass wir mit mehreren Zeichnern recht nah am Haupteinang saßen, hatten wir heute dann doch häufiger als in der vergangenen Woche mit Menschen zu kämpfen, welche das Virus vergessen zu haben schienen. Jedenfalls war es schwer, es jedem verständlich zu machen, er möge doch bitte einen gewissen Abstand einhalten.

Während ich total ins Zeichnen vertieft war, merkte ich erneut nicht, wie die Zeit verging. An diesem Tag habe ich mich nicht soviel in der Perspektive sondern eher zuviel in den Details verloren, welche die Fachwerkelemente des Anbaus der Kapelle boten. Als ich auf die Uhr schaute, blieb mir nur, mir einzugestehen, dass ich es in den verbleibenden Minuten nicht schaffen würde, noch die Colorierung zu beginnen. Ich packte also meine Sachen und begann damit, die anderen Zeichner einzusammeln und sie zum Treffpunkt mitzunehmen. Dort legten wir, in gewohnt großem Kreis mit ausreichend Abstand, unsere Zeichnungen zusammen.

Im Anschluss machten Melanie und ich noch einen kleinen Spaziergang zu dem Teich in der nordwestlichsten Ecke des Friedhofes, wo sie noch ein paar Schnittbilder von den dortigen Enten drehen wollte. Auf dem Rückweg zum Haupteingang erhaschten wir einen Blick auf die Commonwelth Kriegsgräber an einer Seite des Friedhofes, bei denen wir ebenfalls einen Stop einlegten. Dort erinnern die Alliierten des zweiten Weltkrieges an ihre, in der Nähe von Kiel, verstorbenen Soldaten. Dieses Areal ist gut gepflegt und sehr schön anzusehen.

Commonwelth War Cemetery

Bei unserer Ankunft Zuhause stellte ich fest, dass ich mir einen heftigen Sonnenbrand zugezogen hatte. Ja, die Mittagssonne kann im Sommer selbst in Kiel sehr heiß brennen. In Zukunft muss ich wohl das Motiv danach wählen, ob es aus einem Schattenplatz heraus zu zeichnen ist. Zusätzlich werde ich wieder Mütze und Sonnencreme einstecken (und auftragen).

Hier nun der an diesem Tag entstandene Film:

Ein Kommentar zu „Filmreif sketchen auf dem Nordfriedhof

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